Identität der Suryoye

Wer kennt die Diskussionen um den Namenskonflikt der Aramäer, Assyrer und Chaldäer nicht? Mittlerweile haben sich teilweise verhärtete Fronten entwickelt, die leider zu einer gewissen Spaltung der Gemeinschaft geführt haben. Kano Suryoyo e.V. – als politisch unabhängige Bildungs- und Netzwerkorganisation für Suryoye weltweit – konzentriert sich auf die relevantere Zusammenarbeit, um die tatsächlich essenzielleren gesellschaftlichen Aspekte zu thematisieren.

Der Verein geht bei den heutigen Volksbezeichnungen der Aramäer, Assyrer oder Chaldäer und bei weiteren Bezeichnungen, die die Urvölker Mesopotamiens nutzen, von einem gemeinsamen Volksursprung, das gemeinsamen historischen Erfahrungen unterlag, aus.

Wer oder was sind Suryoye/Suraya?

Der Begriff Suryoye stammt aus dem westlichen und Suraye aus dem östlichen Dialekt der aramäischen Sprache. Weitere gängige Volksnamen sind Aramäer, Assyrer, Chaldäer und Phönizier. Wir als Kano respektieren und erkennen alle aufgeführten Namen an. Wir definieren unser Volk als die Summe all dieser und als das Urvolk Mesopotamiens.

Die Definition Suryoye/Suraye erfolgt nicht durch die Zugehörigkeit zu einer Kirche. Dennoch gehen wir davon aus, dass heute viele, aber nicht alle Suryoye/Suraye einer der folgenden Kirchen mit Wurzeln im historischen Antiochien angehören bzw. angehörten:

 

  1. Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien
  2. Syrisch-katholische Kirche von Antiochien
  3. Syrisch-maronitisch Kirche
  4. Assyrische Kirche des Ostens
  5. Alte apostolische Kirche des Ostens
  6. Chaldäisch-katholische Kirche
  7. Melkitische griechisch-katholische Kirche
  8. Griechisch-orthodoxe Kirche von Antiochien
  9. Verschiedene protestantische Gruppen und andere christliche Konfessionen

Aus Kanos Perspektive gehören all diejenigen, die sich zu einem der oben genannten Urvölker Mesopotamiens und/oder zu einer der oben genannten Konfessionen zählen, zusammen und bilden ein gemeinsames Volk und eine einheitliche Nation. Positiv anzuführen ist dabei, dass nach derzeitigem Kenntnisstand viele unserer politischen Organisationen sich einig in der Frage darin sind, wer zu unserem Volk zählt. Die Uneinigkeit wiederum beschränkt sich dabei lediglich auf die Frage, welche die richtige Namensbezeichnung für unser Volk betrifft.

 

Kanos Position zum Thema „Identität & Volksdefinition“

Zu den gemeinsamen historischen Erfahrungen gehören unter anderem die Entstehung und die Entwicklung der Mesopotamischen Hochkultur sowie wichtige Errungenschaften und Erfindungen der Menschheit, wie die Entwicklung der Buchstabenschrift. Aber auch die Annahme des Christentums, die bedeutende Rolle unserer Vorfahren für die Entwicklung der christlichen Theologie und ganz besonders auch die Jahrhunderte und Jahrtausende anhaltende Unterdrückung durch fremde Mächte seien an der Stelle erwähnt.

Wir sind davon überzeugt, dass alle Teile unseres Volkes zusammenhalten müssen, wenn wir in dieser globalisierten Welt mit all den bestehenden Schwierigkeiten in der Diaspora und in unserem Heimatgebiet als Volk überleben wollen. Wir glauben, dass ein Großteil der Gesellschaft diese Notwendigkeit des Zusammenhalts spürt bzw. sich diesen wünscht und deshalb auch bereit ist alte Hürden und Grenzen zu überwinden, um für uns und für die folgenden Generationen eine gemeinsame Zukunft zu ebnen. Das Ablegen überholter Vorstellungen und die Zuwendung zur Bildung und zum sozialen Networking führen in solch eine gemeinsame Zukunft.

 Suryoyo/Suraye ist kein politisches oder idiologisches Statement. Es ist lediglich der Versuch einen einheitlichen Begriff für unser Volk zu nutzen, der von den meisten Volksmitgliedern, zumindest in der eigenen Sprache, genutzt und von den Wenigsten als Verzerrung der nationalen Identität wahrgenommen wird. Dabei erheben wir aber ausdrücklich keinen Anspruch auf eine Richtigkeit des Begriffs „Suryoye/Suryaye“, noch forciert Kano im Rahmen dieses Namenskonflikts eine richtige Begriffsfindung. Alle Suryoye/Suraye und jedes weitere Individuum, das unserem Netzwerk angehört, ist in der Namensbezeichnung unseres Volkes nach seinem eigenen Ermessen frei.

Wir sind der festen Überzeugung, dass der Namenskonflikt früher oder später durch unser Volk gelöst gehört und gelöst wird. Kano sieht in seiner auf das Thema Bildung gestützten Rolle jedoch keine Pflicht darin, diesen gesamtgesellschaftlichen Konflikt zu lösen. Gleichzeitig betrachten wir diesen Konflikt nicht als Hindernis für eine ertragreiche Kooperation mit anderen Organisationen. Genauso sind wir davon überzeugt, dass verschiedene Organisationen, trotz festgefahrener Differenzen in diesem Punkt, miteinander arbeiten sollten und sogar müssen, um unsere wahren gesellschaftlichen Herausforderungen wie z.B. den Erhalt und die Förderung der Sprache mit vereinten Kräften anzugehen.

Wir glauben daran, dass es in unserer Gesellschaft Räume geben sollte, in denen politische, ideologische und religiöse Unterschiede keine übergeordnete Rolle spielen. Kano ist so ein Ort der Begegnungen: der Fokus unserer dynamischen Organisationen liegt auf einer stabilen Zukunft gerichtet in der Bildung, im Netzwerken und in einer effektiven Zusammenarbeit.

Bildung ist der Grundstein einer jeden Zivilisation. Sie war es vor 3.000 Jahren in Mesopotamien – sie ist es heute in der Welt, in der wir alle zusammen leben.